31. August 1943 – 30. Juli 2024

Drei Nachrufe auf die entschiedene Kämpferin für die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Liebe IÖR-Mitglieder, 

es fällt mir schwer, Ihnen diese traurige Nachricht mitzuteilen. Unser Mitglied Antje Karin Pieper weilt nicht mehr unter uns. Sie ist in den letzten Jahren nicht mehr in unsere Sitzungen gekommen, aber Sie war im Hintergrund immer präsent. Stets war sie gut informiert und vernetzt. Sie wusste immer einen guten Rat, hat manchen Text mit wertvoller Kritik begleitet und mir immer den Rücken gestärkt. Nach einem Telefonat mit ihr wusste ich immer ein wenig mehr.

Noch in Ihrer Amtszeit als Justiziarin des WDR habe ich sie als Gremienmitglied in der LfM kennen gelernt. Sie hat sich immer für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk eingesetzt, war vom „Privatfunk“ nicht erbaut, aber immer fair. Damals gab es ja noch nicht viele Frauen in verantwortlichen Positionen, Antje Karin Pieper war ein Vorbild für jüngere Frauen.

Erst im Zuge der Übernahme des IÖR-Vorsitzes lernte ich, welchen Schatz an Wissen, Erfahrungen und Verbindungen Antje Karin Pieper zu allen medienpolitischen Themen einbringen konnte. Es war immer erfreulich mit ihr zu diskutieren, und der Austausch mit dem Berliner Kreis war sehr nützlich. Den Münchener Kreis gab es bald schon nicht mehr.  An der letzten Sitzung des Berliner Kreises, den sie selbst geleitet hat, konnte ich teilnehmen und  erfahren, wie sie den Kreis geprägt hat durch ihr Engagement, Ihre Energie, ihre Verbindlichkeit und ihr Durchsetzungsvermögen.

Über die Jahre hin ist unsere Beziehung immer enger und freundschaftlicher geworden. Ihre Wohnung mit Aussicht über halb Berlin passte zu ihrer Übersicht und Altersweisheit. Anlässlich einer Tagung in Berlin hatte ich meine Familie dabei. Als gebürtige Lübeckerin hatte Sie zu unserer Tochter, die beim Träger der Lübecker Museen arbeitet, sofort einen guten Draht. Mit meinem Mann konnte sie Segelerinnerungen austauschen, und gerne hat sie bei ihm auch einen medizinischen Rat am Telefon eingeholt.

Ich werde Antjes Telefonate, Ihre guten Anregungen, ihre Ratschläge und ihren Humor sehr vermissen. Wie oft habe ich mich gefreut, wenn sie sich telefonisch gemeldet hat nach Erhalt eines Protokolls oder mit neuen Hintergrundinformationen. Antje konnte mir immer weiter helfen, wenn ich Fragen, Ideen oder Bedenken hatte. Dafür bin ich sehr dankbar, aber auch sehr traurig, eine gute Freundin verloren zu haben. Wir werden ihr Andenken bewahren.

Mit stillen Grüßen
Erika Bock-Rosenthal


Die Nachricht vom Tod von Antje Pieper macht mich traurig. Ich habe Antje im Kölner Initiativkreis kennengelernt, dem sie sich nach ihrer Tätigkeit als Justitiarin des WDR angeschlossen hatte. Sie war vom Wert und der Notwendigkeit eines staats- und kommerzfernen öffentlich-rechtlichen Rundfunks überzeugt und hat diese Position immer überzeugend vertreten. Ihr Rat und ihre Unterstützung waren mir als damaligem Vorsitzendem des Kölner Initiativkreises wertvoll und wichtig, auch die vertrauensvolle Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Berliner Initiativkreis, den sie lange und engagiert geleitet hat. Dieser Kontakt blieb auch bis zuletzt erhalten, wenngleich wir uns die früher üblichen und häufigen Reisen zwischen Köln und Berlin in den letzten Jahren beide erspart und uns nurmehr ab und an am Telefon ausgetauscht haben. Diese freundschaftlichen und konstruktiven Gespräche werden mir fehlen; an ihre herzliche, zugewandte und stets ermutigende Art werde ich mich gern erinnern.

Manfred Kops        


Sehr geehrte (frühere) Mitglieder des Berliner Initiativkreises öffentlich-rechtlicher Rundfunk,

in großer Trauer und voller Anteilnahme für die hinterbliebenen Angehörigen unterziehe ich mich der traurigen Pflicht, Sie vom Tod unserer langjährigen Vorsitzenden, Antje-Karin Pieper, zu unterrichten. Sie verstarb – wie mir Ihre Nichte mitteilte – am vergangenen Dienstag in Berlin. 

Antje-Karin Pieper hat nicht nur den Berliner Initiativkreis öffentlich-rechtlicher Rundfunk wiederbelebt und lange Jahre mit Erfolg geleitet, sie war zugleich Mitglied im Initiativkreis öffentlich-rechtlicher Rundfunk Köln, sie war zuvor als Justitiarin des WDR meine geschätzte Kollegin in der Juristischen Kommission der ARD und der Europäischen Rundfunk Union (EBU), sie hat dem Land Berlin als Medienrätin gedient und war bei alledem stets eine ebenso entschiedene wie beredte Verfechterin eines Rundfunks in öffentlicher, gesellschaftlicher Verantwortung. Die Sicherung der Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vor politischer und finanzieller Einflussnahme hat sie selbst mit der Anrufung des Bundesverfassungsgerichts mit vorangebracht und diese Sicherung blieb für sie ein Leben lang ein zentrales Anliegen. In den letzten Jahren drückte sie freilich bei mancher Gelegenheit ihr Bedauern darüber aus, dass die inhaltliche Qualität des Angebots hinter dem verfassungsrechtlichen Anspruch an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk öfter und deutlicher zurückblieb, als  das der Sache guttun konnte.

Antje-Karin Pieper war eine starke und selbstbewusste Frau und eine, die anderen Frauen stets Mut machen konnte, sich ebenso politisch, ebenso emanzipiert und ebenso streitbar für die Gleichberechtigung der Frauen einzusetzen. Sie gehörte zur Generation der Frauen, die Ihren Nachfahrinnen den Weg zu Unabhängigkeit und Durchsetzungsfähigkeit in einer vielfach noch maskulin dominierten Welt aufgezeigt und vorgelebt haben. So lange sie gesundheitlich dazu in der Lage war, hat sie am politischen und kulturellen Leben der Hauptstadt immer rege Anteil genommen und sich eingemischt, wo Einmischung Not tat oder sie sonst sah, dass sie hilfreich sein konnte. 

In den letzten Jahren zog sie sich dann – gesundheitlich bedingt – aus der Öffentlichkeit zurück, war aber immer noch für die Eigentümergemeinschaft in Ihrem Wohnhaus im Hansaviertel, für Familie, Freunde und viele gute Bekannte ein geschätzter Ansprechpartner, wenn man sie am Telefon sprach oder sie in der Bartningallee 9 besuchte. Auch um die Aufnahme des Hansaviertels in die Weltkulturerbe-Liste hat Antje sich engagiert bemüht und dann mitansehen müssen, wie politischer Proporz und Fehlmanagement die Chancen darauf zunichte machten. 

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk verliert mit Antje-Karin Pieper eine entschiedene, politisch engagierte Fürsprecherin, der Berliner Initiativkreis öffentlich-rechtlicher Rundfunk verliert seine langjährige Ideengeberin und Schrittmacherin, viele im politischen und kulturellen Leben der Hauptstadt engagierte Frauen verlieren eine wichtige, erfahrene, empathische und diskrete Ansprechpartnerin und viele unter uns verlieren mit ihr eine mitfühlende, mitdenkende, stets ermutigende und bedachte Freundin.

Wir trauern um Antje-Karin Pieper. Ein engagiertes, schaffensreiches Leben ist zu Ende gegangen. Ein großes Herz hat aufgehört zu schlagen. Die Freundschaft bleibt in unseren Herzen.

Westerdeichstrich am 01. August 2024

Thomas R. Nissen

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